Bergmannsverein General Blumenthal
Keinem Menschen dürfte es absonderlich erscheinen, wenn der Namensträger der ehemaligen Bohrgesellschaft und späteren
Gewerkschaft u n s e r e r Zeche - sagten die Recklinghäuser - an die Spitze der Ausführungen über die
Entwicklungsgeschichte des Steinkohlenbergwerks gestellt wird. Im Verwaltungszimmer hängt das schöne Brustbild, als ob er es
leibhaftig wäre:
Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal
Seit einem halben Jahrhundert schaut der glänzende Stratege von hoher Wand
hernieder und überwacht, wie im Großen Generalstabe, wo auch alle Fäden
zusammen laufen, Tun und Lassen der Direktion. Man braucht es nicht erlesen
oder gehört zu haben, der Kopf im Bilde belehrt uns über die Wahrhaftigkeit des
Charakters, sein kerndeutsches Wesen, dessen Grundzüge Redlichkeit und
Edelsinn, Treue und Gewissenhaftigkeit waren.
Als Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht stand, wurde Leonhard von
Blumenthal am 30. Juli 1810 in Schwedt a. d. Oder geboren. Im Kadettenkorps
erzogen, trat er 1827 als Offizier aus diesem in das damalige Gardereserve-,
spätere Gardefüsilier- regiment ein und besuchte 183033 die allgemeine
Kriegsschule zu Berlin. Nachdem Blumenthal hierauf 1837 bis 1845 Adjutant des
Koblenzer Gardelandwehr - Bataillons gewesen und 1844 zum Premierleutnant
befördert war, erhielt er 1846 eine Berufung in das Topographische Büro. 1848
zum Großen Generalstab kommandiert, war er 1849 bereits Chef des
Generalstabes der schleswig- holsteinischen Armee. 1850 war er der mobilen
Division Tietzen in Kurhessen beigegeben. Zweimal begab sich Blumenthal dann
in militärischen Aufträgen nach England. Inzwischen zum Oberstleutnant
aufgestiegen, wurde er 1858 zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Friedrich
Karl ernannt und befehligte als Oberst eine Zeitlang das 71. Infanterieregiment.
Am 15. Dezember 1863 zum Chef des preußischen Generalstabes ernannt, hatte er als solcher im Kriege gegen Dänemark
entscheidenden Anteil am Sturm auf die Düppeler Schanzen und am Übergange nach Alsen. Im Juni 1864 zum Generalmajor
befördert, übernahm er im November desselben Jahres das Kommando der 7., dann im April 1865 das der 30. Infanteriebrigade.
Beim Ausbruche des Krieges gegen Osterreich wurde er 1866 Chef des Generalstabes der II. Armee unter dem Kronprinzen
von Preußen. In dieser Stellung zeichnete er sich hervorragend aus, insbesondere am 3. Juli bei Königgrätz, sowie bei
Anordnung der Verfolgungsmärsche zwischen Olmütz und Wien. Im Oktober 1866 erhielt er das Kommando der 14. Division in
Düsseldorf und das Patent als Generalleutnant.
Im Kriege 1870/71 war Blumenthal wieder Chef des Generalstabes bei der Armee des Kronprinzen. Er rechtfertigte das in ihn
gesetzte Vertrauen so glänzend, dass er in wichtigen Fragen auch von der obersten Heeresleitung mit zur Beratung gezogen
wurde. Nach dem Frieden wurde Blumenthal zum kommandierenden General des 4. Armeekorps und am 22. März 1873 zum
General der Infanterie ernannt. Am 21. September 1883 in den erblichen Grafenstand erhoben, erhielt er am 15 . März 1888 die
höchste militärische Würde als General- Feldmarschall. Nicht trat er etwa jetzt in den wohl verdienten Ruhestand, sondern er
setzte seine reichen Erfahrungen und Erkenntnisse weiter in die Tat um als Generalinspekteur der 4. und von 1892 - 1898 der
3. Armeeinspektion; er starb am 22. Dezember 1900 auf seinem Gute Quellendorf bei Cöthen im gesegneten Alter von 90
Jahren und 5 Monaten.Erst mit 88 Jahren war dieser mit so genialem Scharfblick
ausgestattete Stratege und tapfere Offizier, dieser edelgesinnte und großmütige
Mensch in den Ruhestand getreten; aber immer noch Soldat bis auf die Knochen,
besuchte er eines Tages im Schlapphut, Kaisermantel und Krückstock seinen Sohn,
der Oberst und Regimentskommandeur eines Dragonerregiments im Osten war. Vor
dem herrschaftlichen Hause, in dem die Standarte des Regiments aufbewahrt wurde,
stand oben auf der Freitreppe ein strammer Dragoner auf Posten. Diesem war
befohlen worden, alle etwa vorne eintreffenden Personen zum hinteren Eingang zu
verweisen, weil die Frau Oberst erkrankt sei. Feldmarschall Blumenthal will sich nun
arglos zur Freitreppe heraufbewegen, als der Dragoner dem „alten Zivilisten“ zuruft:
„Pscht! Hinten herum, Olle iss' krank!“ Feldmarschall Blumenthal gehorcht seinem in
diesem Falle hohen Vorgesetzten und schellt an der hinteren Tür. Bald erscheint am
Fenster des oberen Stockwerks der Sohn Blumenthal. Recht erstaunt seinen Vater zu
erkennen, eröffnet ihm dieser: „Ich wollte mal nach dem Rechten sehen, der Posten
hat mir gesagt, die Olle sei krank“. Als Vater Blumenthal oben ankommt, fragt dann
Sohn Blumenthal vorne zum Fenster heraus: „Wer steht da auf Posten“? Prompte
Antwort: „Napieralla, Herr Oberst, von der 4. Eskadron“. Ah, so!“ Am folgenden Tage
erhielt der Dragoner Napieralla laut Regimentsbefehl vom General-Feldmarschall
einen Taler für korrektes Verhalten auf Posten überreicht. Der längst zu den Großen
der deutschen Geschichte heimgegangene alte Haudegen hat uns in verschiedenen, bei besonderen Gelegenheiten
abgefassten Schreiben als Namensträger seine Anhänglichkeit an die Zeche General Blumenthal bekundet.
Text aus Chronik “Alt Blumenthal “ von Alfred Drissen
Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal
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