48. Landeskirchschicht in Kamp-Lintfort am 12. September 2021 (siehe auch Text unten)
Der BV General Blumenthal feiert die Landeskirchschicht in Kamp-Lintfort
Bei sonnigem Wetter starteten wir am Sonntag, dem 12. September 2021 vom gewohnten Startpunkt TBW Wanner Straße mit 19 Kittelträgern und 4 Gästen vom BV General Blumenthal nach Kamp-Lintfort. Am 12. September 2021 wurde die 48. Landeskirchschicht nachgeholt, erneut in Kamp-Lintfort.
Im Rahmen der Landesgartenschau vom 5. Mai bis 25. Oktober 2020 sollte am 13. September 2020 die 48. Landeskirchschicht stattfinden. Doch die Veranstaltung musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Aufgrund der Aufhebung der Corona-Maßnahmen bei Großveranstaltungen im Freien konnten die Bergleute nun die 48. Landeskirchschicht feiern.
Unser Schriftführer Michael Steins durfte nur Teilnehmer melden, die unter der 3G-Regel ( Getestet-Genesen-Geimpft ) fallen. Nach Ankunft auf dem Parkplatz bekamen wir ein schwarzes Armbändchen und konnten so die Kontrolle passieren.
Die Meldung in der Schichtmeisterei übernahm unser 1. Vorsitzender Kurt Tschirch und verteilte anschließend die Anstecknadeln ( Pins ) an die Kittelträger.
Begrüßt wurden die Vereine und anderem durch die Amtsträger aus Stadt und Verwaltung, dem Schirmherrn der Veranstaltung, dem Ausrichter der 48. Landeskirchschicht der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition-Linker Niederrhein.
Dann begann die Bergparade. Es sollte ein langer Umzug werden, denn etwa 400 Kittelträger aus 35 Brüderschaften und Knappenvereinen aus ganz Nordrhein-Westfalen waren gekommen. Mit wehenden Fahnen und unter Begleitung der Musikkorps zieht der Bergumzug am großen Förderturm vorbei durch die Straßen und durch die Beamtensiedlung. Überall standen die Anwohner und Interessierte und empfingen die Bergknappen mit Glückauf-Rufen. Das sind Eindrücke, die bleiben werden. Noch kurz vor dem Quartierplatz wurde die Parade vom Landesvorsitzenden der Berg- und Knappenvereine NRW Johannes Hartmann und seinem Stellvertreter und dem Vorsitzenden der Fördergemeinschaft Norbert Ballhaus abgenommen. Auf dem Quartierplatz des ehemaligen Zechengeländes angekommen endete die Parade. Hier wurde um 14.00 Uhr gemeinsam der Ökumenische Gottesdienst gefeiert.
Die Landeskirchschicht folgt einer großen alten Brauchtumstradition der Bergleute, einmal im Jahr zu danken und zu feiern. Der Gottesdienst ist der Kern dieses traditionellen Festes.
Wir feierten an dem Tag einen Gottesdienst, in dem die Bergleute im Mittelpunkt stehen. Bedingt durch ihren gefährlichen Beruf, vor allem in früheren Jahren, waren die Bergleute sehr religiös. So beteten sie vor der Einfahrt in das Bergwerk. Durch gemeinsames Singen und Beten sollte drohendes Unheil abgewendet werden. Dieser religiöse Brauch, vor der Einfahrt und nach der Ausfahrt zu beten, fand im Bethaus oder in der Betstube statt. Das Schichtgebet verlor an Wert und Aufmerksamkeit durch Einführung der Markenkontrolle bei Großbetrieben, durch den Schichtbetrieb und auch durch die Abnahme des religiösen Sinnes.
Der Brauch des Schichtgebetes konnte sich im Ruhrgebiet durch den wirtschaftlichen Druck zu keiner Zeit richtig durchsetzen.
Wohl gab es Bergdankfeste, wobei immer der Dank an Gott, dass er den Bergleuten seinen Schutz gab im Mittelpunkt steht. Im Jahre 1953 wurde mit Pfarrer Alberts in Bochum der Bergmannsgottesdienst eingeführt. Dieses erfolgte in Absprache mit dem damaligen Landesvorstand der Berg- und Knappenvereine.
Für die Traditionsverbundenheit und Frömmigkeit der Bergleute in den deutschen Steinkohlenrevieren zeugen die Landeskirchschichten des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine Nordrhein-Westfalens. Im Juni 1973 wurde in der Delegiertentagung des Landesverbandes beschlossen, die Bergmannsgottesdienste in Landeskichschicht umzubenennen. Die erste Landeskirchschicht wurde vom Bergmannsverein Bergmannsglück in Datteln im Jahre 1973 ausgerichtet und gefeiert.
Alle weiteren Landeskirchschichten wurden festlich begangen und die ausrichteten Vereine haben mit großen Engagement „ihre“ Landeskirchschicht gestaltet.
Doch noch ein besonderes Datum sollte genannt werden: Der 27. Mai 2018 in Ibben-büren war die letzte Landeskirchschicht in einem noch aktiven Steinkohlenrevier.
Der Gottesdienst der diesjährigen Landeskirchschicht war beeindruckend und die Predigt des Pfarrers wird in Erinnerung bleiben.
Johannes Hartmann, der Vorsitzende des Landesverbandes dankte in seinem Grußwort die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition für die Ausgestaltung dieser Landeskirchschicht und den Sponsoren und dem Schirmherr für die Unterstützung. Und verriet uns auch, dass im nächsten Jahr die Landeskirchschicht wieder am Niederrhein stattfinden wird – und zwar in Xanten.
Für etwas Mißverständnis und Irritation sorgte die Signalgebung „Korb frei“ mit zweimal Drei-Schlägen.
Während des Auszuges der Fahnenträger sang die Gemeinde mit Unterstützung des Rheinpreußen-Orchesters das Steigerlied.
Danach ging es auf kurzem Weg über die Promenade zum Schirrhof zurück.
Nach einer so anstrengende Parade, die ja bei herrlichem Sonnenschein stattfand, gelang die Überleitung in den gemütlichen Teil der Landeskirchschicht unschwer. Bei deftiger Kost und einem leckerem Bier und/oder Kaffee und Kuchen konnten die 500 Besucher die Landeskirchschicht ausklingen lassen.
Die Teilnehmer saßen noch gemütlich zusammen und sinnierten über aktuelle Themen und die guten alten Zeiten. Ganz im Sinne der Bergbautradition.
Gegen 17.00 Uhr traten wir die Heimreise an.
Manfred Scherschel
19. September 2021