Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2008
Der Deutsch-Österreichische Knappenverein St. Barbara lud zum Tag der offenen Tür:bei
Kartoffelsalat, Würstchen und Discofox aus der Musikanlage
Eine Reminizenz an frühere Tage:
Grubenlampen sammeln die Knappen für ein
Museum. Foto: Thomas Gödde/ HG
Die Sonne scheint nur schwach über
Castrop-Rauxel, doch das Wetter ist
angenehm. Vor über 25 Jahren war das Klima
wesentlich rauer - zumindest sprichwörtlich. Mit
der Schließung von Zeche Erin im Jahr 1983
endete in der Europastadt die Ära des
Bergbaus. Was ist von der Zeit geblieben?
Ortstermin im Habinghorster Treff auf der Langen Straße. Hier ist die Stammkneipe des
Deutsch-Österreichischen Knappenvereins St. Barbara. Bei Kartoffelsalat, Würstchen und
Discofox aus der Musikanlage scheint die Zeit stehengeblieben, der Bergbau wieder lebendig
zu werden. Ein Dutzend Männer und Frauen mit Kittel und Schachthut, der traditionellen
Bergmanntracht, feiern hier den Tag der offenen Tür ihres Vereins. Ob Grubenlampe,
Kauenhaken oder Modelle von Türstöcken - viele Andenken künden vom damaligen Geist.
"Das war eine harte Zeit", erinnert sich Hans-Jürgen Dreyer an die Arbeit unter Tage. Der
Rentner hat dort fast zwanzig Jahre verbracht. Ursprünglich stammt der gelernte Elektriker
aus Hamburg, doch 1973 folgte er dem Ruf seiner Tante aus dem Ruhrgebiet: "Komm in den
Bergbau!" Angefangen hat Hans-Jürgen Dreyer auf der Zeche Erin, später "machte" er Kohle
auf Victor 3/4. Dreyer erzählt viel von Zusammenhalt, Kameradschaft und die Jahre als
Lehrling in der Pestalozzi-Siedlung: "Damals saß man noch vor der Haustür und trank ein
Bier mit den Kumpels." Umso größer waren Wut und Trauer, als die Zeit vorüber war. Als
Vorsitzender des Knappenvereins möchte er die Traditionen bewahren und neue Mitglieder
werben.
Ob Bürgermeister Johannes Beisenherz, Bundestagsabgeordneter Frank Schwabe oder
Landtagsabgeordnete Gabriele Sikora: Sie alle gehören dem Club der Bergleute an. Auch
Klaus Reith ist Mitglied. Der 64-Jährige ist der Pressewart des Vereins und hat über 30 Jahre
bei Opel in Bochum gearbeitet. Der gelernte Maler und Anstreicher kam aus reinem
Interesse zu den Knappen. "Für uns Jugendliche waren die Bergleute damals Vorbilder",
erinnert sich Reith an eine Begegnung. Als Lehrling strich der gebürtige Wattenscheider den
Förderturm der Zeche Erin und sah die Kumpels beim Ein- und Ausfahren.
Seit fast 30 Jahren wohnt Klaus Reith nun in Castrop-Rauxel und fühlt sich hier heimisch. Er
hat den Strukturwandel hautnah miterlebt mit all seinen Tiefen. Er hält ein Plädoyer für die
Fortsetzung des Steinkohleabbaus in Deutschland und sieht die Politik in der Verantwortung:
"Wenn das Pferd wüßte, wie stark es ist, würde es sich kein Geschirr anlegen lassen."
Hans-Jürgen Dreyer nickt. Auch er glaubt an die Steinkohle, nicht zuletzt wegen der
steigenden Energiekosten: "Der Bergbau kommt wieder!"