Die Yacht aus der Zeche -
Vor 25 Jahren bauten Bergleute die “MS
Barbara”, nun ist sie zurück im Ruhrpott von
einem Bootsmann begleitet.
Auch Helmut Schröder ist heute Bootsmann und
opfert dafür einen großen Teil seiner Freizeit.
„Viele von uns Schlossern machten einen
Segelschein und lernten sogar navigieren", so
Schröder. Er sitzt am Tisch im Innern der
„Barbara" und nimmt einen Schluck Bier.
Schröder gehört auch zu der Überführungs-
Crew, die die Yacht Anfang November von Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern nach
Bergkamen brachte.
Von dort bis ins Ruhrgebiet legten sie in neun Tagen fast 1000 Kilometer auf deutschen
Kanälen zurück, um die Yacht ins Winterlager nach Bergkamen zu bringen.
Über dem Tisch, an dem die Männer heute in der Runde sitzen, wacht eine kleine Holzfigur.
Es ist „Barbara", die Namensgeberin des Schiffes - und außerdem die Schutzpatronin des
Bergbaus.
Sie fahren auf der „MS Barbara" quer durch die Ostsee: Peter Braun, Klemens Lebeck
und Skipper Karl Bareuter (v.l.).
Halterner Zeitung v. 15.11.2004
BERGKAMEN • Der Ruhrpott ist „Barbaras" Heimat. Vor 13 Jahren hat sie ihn verlassen. Nun
kehrte sie zurück.
Heute dümpelt die blaue Yacht gemütlich im Hafen „Marina Rünthe", am Kilometer 23 des
Datteln-Hamm-Kanals.
Sie fällt nicht auf zwischen den anderen Booten auf Steuerbord- und Backbordseite. Aber
ihre Geschichte ist einzigartig. Denn „Barbara" wurde nicht in einer Werft geboren, sondern
auf der Zeche „General Blumenthal" in Recklinghausen. Vor mehr als 25 Jahren.
Der damalige Ausbildungsleiter im Bergbau wollte sich nicht länger damit abfinden, dass sein
Lehrlinge in der Werkstatt immer wieder Dinge bauten, die danach im Schrott landeten. „Er
wollte, dass wir etwas Nützliches bauen", sagt Helmut Schröder, damals Schlosser-Azubi.
Aus diesem Gedanken entstand die Idee, ein Schiff zu bauen. Die Führungsetage
unterstützte das Projekt, 1979 begann der Bau. Drei Jahre wurde in der Werkstatthalle der
Zeche geschraubt, gezimmert und verkabelt. Motiviert wurden die etwa 300 Lehrlinge
dabei vor allem durch die Vision, einmal selbst Meeresluft schnuppern zu können. Denn die
„Barbara" war für Touren in der Ostsee bestimmt, an denen die Bergleute teilnehmen
konnten. Seit 1983 dient die Yacht nun diesem Zweck. Die „Freizeitheim- und
Jugenderholungs-GmbH" (Fejo) organisiert jeden Sommer Segeltörns nach Dänemark,
Rügen oder kleineren Inseln. Die Teilnehmer, darunter viele junge Bergleute, schlafen in den
vier Kojen, lernen Segeln und die Landschaft kennen.
„Das ist für viele etwas sehr Außerge- wöhnliches", sagt Karl Bareuter, seit vier Jahren
Skipper auf der „Barbara". Zusätzlich werden die Teilnehmer