Bergmannsverein General Blumenthal
Chronik 1996
Der Weltenergieverbrauch steigt mit 2,5% noch stärker an als im Vorjahr (1,7%). Ursache ist vor allem das
hohe Wirtschaftswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern, besonders im asiatischen Raum.
In Deutschland wächst der Primärenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr um rd. 3% auf 500 Mio t SKE. Der
Anstieg ist allerdings ausschließlich witterungsbedingt. Langfristig sieht man den Bedarf an Primärenergie
stagnieren. Mit einer Steinkohlenförderung von etwa 49 Mio t SKE wird die Produktion um mehr als 5 Mio t
SKE zurückgenommen. Der Absatz an Steinkohle sinkt sogar auf nahezu 52 Mio t SKE. Die Importenergien
decken nun 60% des gesamten Energieverbrauchs.
Im Juni mobilisiert die IGBE Ruhr Nord 3.000 Mitglieder zum Marsch auf Bonn, um gegen die Kohlepolitik der
Bundesregierung zu demonstrieren.
Die Entscheidung über die künftigen Kohlehilfen soll nach Aussage des Bundeskanzlers bis Mitte November
fallen. Die Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages zum Etat 1997 ist für den 14. November
anberaumt. Die Unruhe macht sich Luft. Am 07. November protestieren 1.500 Bergleute des Bergwerks
Blumenthal/Haard auf der Herner Straße vor der Schachtanlage 2/6. Die IGBE soll zum Marsch auf Bonn
blasen, so wird es gefordert. Die Fraktionschefs der SPD und CDU des Landtags, Klaus Matthiesen und
Dr.Helmut Linssen sind anwesend. Bürgermeister Jochen Welt erklärt,jetzt sei Widerstand Pflicht. Auch in
Herten demonstrieren etwa 1.000 Bergleute. Die IGBE bereitet im Kreisgebiet massive Protestaktionen vor,
sollten die Gespräche scheitern. Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Hans
Berger, will eine Jahresfördermenge von 35 Mio t bis zum Jahr 2005 garantiert wissen.
Am 14. November aber fällt keine Entscheidung über die künftigen Kohlebeihilfen. Man will das Thema von den
laufenden Etatberatungen abkoppeln und beschließt eine Vertagung auf Mitte Februar 1997. So hält die
Unsicherheit an. Der Vorstandsvorsitzende der Ruhrkohle AG, Dr. Gerhard Neipp, erhofft sich günstige
Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Gespräche. In Zusammenarbeit mit der IG Bergbau und Energie
erarbeiten die Steinkohleunternehmen ein Modell, das einen Absturz der Steinkohle und Massenentlassungen
verhindern soll. Bis 2005 ist darin eine Halbierung der Belegschaft auf 45.000 aktive Mitarbeiter vorgesehen.
Anstelle der derzeit 19 Bergwerke soll es dann nur noch 12 geben.
Für die Ruhrkohle Bergbau AG bringt das Berichtsjahr tiefgreifende Veränderungen. Mit dem "Artikelgesetz"
steht die deutsche Kohle seit Beginn des Jahres im Verstromungsbereich im direkten Wettbewerb mit der
Importkohle. Damit tragen die Bergbauunternehmen das volle Weltmarktpreis- und Dollarrisiko. Mit dem
weiteren Rückgang der Plafondmittel für die Verstromung heimischer Steinkohle um 500 Mio DM auf 7 Mrd DM
in 1997 beschließt der Vorstand, die derzeitigen Förderkapazitäten durch eine Neuordnung der Emschermulde
mit der Zusammenlegung der Bergwerke Hugo/Consolidation und Ewald/Schlägel & Eisen anzupassen.
Im RAG-Bergbaubereich werden 39 Mio t Steinkohle gefördert. Das sind 4,2 Mio t weniger als im Vorjahr.
Diese planmäßige Rücknahme der Produktion resultiert aus 8,2 eingelegten Kurzarbeitstagen, die im
Durchschnitt aller Schachtanlagen angeordnet wurden unter qualitätsorientierter Anpassung.
Zu Beginn des Jahres wird das Bergwerk der Auguste Victoria GmbH in Marl mit 4.850 Mitarbeitern in die
Ruhrkohle Bergbau AG integriert. Diese führt nun alle 14 aktiven Steinkohlenbergwerke im Ruhrrevier.
Im Berichtsjahr wird auch die sogen. "Konzernwechselrichtlinie" beschlossen. Diese bildet den Rahmen für den
Wechsel von Mitarbeitern aus den Steinkohleunternehmen der Ruhrkohle AG zu Konzerngesellschaften, an
denen die RAG mehrheitlich beteiligt ist. Die Richtlinie hilft, Personalüberhänge im Bergbaubereich
sozialverträglich zu steuern, indem erworbene Ansprüche im neuen Betrieb erhalten bleiben.
Im Vorfeld der kohlepolitischen Entscheidungen im Frühjahr 1997 finden im Dezember Gespräche zwischen
dem Vorstandsvorsitzenden der Ruhrkohle AG Dr. Gerhard Neipp, dem Saarberg-Chef Hans-Reiner Biehl und
dem Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl statt. Der Kanzler betont, daß es das gemeinsame Ziel bleibe, die
Rahmenbedingungen für die Erhaltung eines leistungsfähigen Steinkohlenbergbaus zu schaffen.
Im Zuge der Neustrukturierung des RAG-Konzerns scheiden am Jahresende Prof.Dr.rer.oec. Harald B. Giesel,
Dr.-Ing. Heinrich Heiermann und Dr.rer.pol. Jens Jenßen aus dem Vorstand der RAG Aktiengesellschaft aus.
Prof.Dr. Giesel wird ab dem 01. Januar 1997 Vorsitzender des Vorstandes der neu gegründeten RAG Vertrieb
und Handel AG, unter der die Konzernaktivitäten in den Bereichen Kohlevertrieb, Handel und Logistik
zusammengeführt werden.
Dr.rer.pol. Klaus Trütschler wird ab dem 01. Januar 1997 Mitglied des Vorstandes der RAG Aktiengesellschaft
und leitet das neue Ressort Finanzen/Controlling. Der Vorstand setzt sich so künftig aus nur noch drei
Mitgliedern zusammen.
Mit Ablauf des Berichtsjahres wechselt der Leiter des Bergamts Recklinghausen, der Leitende Bergdirektor Dr.
Ing. Aloys Berg, ins Privatleben.
Sein Nachfolger und neuer Bergamtseiter wird Bergdirektor Klaus Jägersberg.
Das Bergwerk Blumenthal/Haard fördert ca. 200.000 tvF Kohle weniger als im Vorjahr. Bei weiter verbesserter
Untertageleistung sieht nun das buchmäßige Betriebsergebnis - wenn auch noch im Minus - etwas freundlicher
aus.
Das Rahmenbetriebsplanverfahren für die Erweiterung des Abbaugebietes um das Baufeld B 1 Süd ist
abgeschlossen.
In einer Gesprächsrunde "Talk in Ost" am 28. Januar in der Gaststätte "Haus Sanders" teilen
Bergwerksdirektor Karl-Hans Gärtner und Markscheider Helmut Frisch mit, daß ab 1999 unter dem Quellberg
Kohle abgebaut wird - beginnend im Flöz Hugo. Sollten Bergschäden eintreten, so kann jeder Hausbesitzer von
einer fairen Behandlung seines Anliegens ausgehen. Aus dem Quellberg liegt übrigens schon ein erster
Einspruch gegen den Betriebsplan vor.
Mitte November gibt es dann noch eine weitere Versammlung von ca. 300 Quellberg-Bewohnern im
Gemeindezentrum "Arche" in Recklinghausen-Ost. Nochmals wird dargelegt, daß zu erwartende Bergschäden
relativ gering sein werden, da großflächig abgebaut wird.
Wenige Tage danach kommen zum gleichen
Thema etwa 180 Anwohner aus dem Bereich
Dortmunder Straße/Lohweg-Siedlung in der
Kuniberg-Aula zusammen. Unruhe erregt die
Mitteilung, daß bereits 6 Jahre nach
Abbaubeginn mit etwa 2 m Bodensenkung zu
rechnen sei. Bei der Regulierung von Schäden
an den Häusern obliegt dem Bergbau im
Streitfall die Nachweispflicht, daß die
Entstehung keine bergbaulichen Ursachen hat.
Zum Jahresanfang wird der vor einem Jahr
wirksam gewordene Gehaltsverzicht von 6%
wieder aufgehoben. Gleichzeitig aber nimmt man auch 9 persönliche Freischichten zurück, deren Gesamtzahl
nun 21 im Jahr beträgt.
Beim Tieferteufen des Schachtes Blumenthal 6 werden Anfang des Jahres im Übergangsbereich zum neuen
Schachtteil die Führungseinrichtungen und Rohrleitungen durchgeschlossen. Auf der 9. Sohle erfolgt im Füllort
der Ausbau der Arbeitsbühne. Nach der Demontage des Materialförderkorbes nimmt man die
Bobinen-Fördermaschine außer Betrieb. Anfang Februar sind dann auch die Arbeiten für das Tieferlegen der
Schachtfördereinrichtung abgeschlossen, so daß die übertägigen Teufeinrichtungen demontiert werden
können.
Die 9. und 11. Sohle sind nun transport- und wettertechnisch an den Schacht angeschlossen.
Über Tage baut man von Schacht 2 ausgehend einen Mannschaftsgang zum Schacht 6.
Wegen der hohen Bedeutung der Verkaufsprodukte nach Verabschiedung des "Artikelgesetzes", wonach
staatliche Zuwendungen nur für verkaufte Kohlen gewährt werden, wird der Versand ab Jahresbeginn zu einer
eigenständigen Stabsabteilung, die Dipl.-Ing. Günther Schardt in Nachfolge von Bankkaufmann Jürgen
Kleibrink leitet.
Am 01. Januar erhält allgemein das sog. Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokument seine Gültigkeit. Diese
Unterlage muß auf Anordnung des Landesoberbergamtes Dortmund jedes Bergwerk für alle Betriebe unter und
über Tage erstellen. Es entspricht so einer Gefährdungsanalyse für die Betriebspunkte. Bei der Fertigstellung
mußten sämtliche Bereiche mitarbeiten. Die Federführung oblag der Sicherheitsabteilung.
Der Vorstand der Ruhrkohle Bergbau AG beschließt im Januar, sämtliche EDV-technischen Altsysteme bei
RBAG durch die Standardsoftware des deutschen Software-Herstellers SAP abzulösen. Zu diesem Zweck wird
ein RBAG-übergreifendes Projektteam gegründet, das als festen Sitz das Bergwerk Auguste Victoria 1/2 hat.
Unterstützt wird das Team durch Unternehmensberater der Firmen Plaut und C & L.
Der Name des Projekts lautet LOGOS und bedeutet "Leistungsfähigere Organisationsabläufe durch
Geschäftsprozeßoptimierung im Steinkohlenbergbau".
Das Vorhaben gliedert sich in folgende Teilbereiche bzw. Geschäftsprozesse:
– Produktion (Bergwerke und Kokereien)
– Controlling
– Kundenauftragsplanung und -fertigung (Abbildung von Dienstleistungsbetrieben)
– Kundenauftragsabwicklung (zentrale Vertriebsdisposition der Produkte)
–Materialwirtschaft und Logistik (unter und über Tage)
– Instandhaltung
– Personalwirtschaft
– Rechnungswesen/Finanzen.
In das LOGOS-Projekt wird auch das RBAG-Projekt RATIO eingebunden, das die Einführung des
SAP-Systems im Einkauf beinhaltet.
Die Realisierung wird für den 01. Januar 1999 angestrebt.
Die Umsetzung der o.a. Teilbereiche wird auf mehreren Bergwerken erfolgen. So ist das Bergwerk
Blumenthal/Haard Pilotbergwerk für die Einführung der Teilbereiche Produktion und Controlling.
Als wesentliche Gründe für LOGOS sprechen:
– Die Ablösung der wartungsaufwendigen Altsysteme
– Der Jahrtausendwechsel,der in den Altsystemen zumeist nicht vorgesehen ist
– Die Abbildung einer Kunden-/Lieferantenbeziehung mit Leistungsverrechnungen nicht nur
extern, sondern auch intern (z.B.zwischen Logistik und Abbau) mit eindeutiger Zuordnung
von Kostenverantwortungen
Die Projektdurchführung hat sich streng an den Prozessen in den Betrieben zu orientieren.
Das Bergwerk richtet zum Anfang des Jahres eine fachübergreifende Datenbank ein. Alle Fachabteilungen des
Bergwerks Blumenthal/Haard können nun unmittelbar Informationen über Stand und Bearbeitung von laufenden
Projekten abrufen. Auch die Hauptverwaltung in Herne hat Zugriffsmöglichkeit auf das Programm.
In Flöz Zollverein 8 in der 3. Abteilung des Baufeldes Haard läuft von der Unternehmerfirma Heitkamp zur
Auffahrung von Flözstrecken eine Teilschnittmaschine vom Typ E 250 der Firma Paurat. Diese Maschine hat
einen Längsschneidkopf und fährt in diesem und im Folgejahr 2 Strecken auf.
Zur Vermeidung von Augenverletzungen und zur Senkung der Unfallkosten besteht ab Anfang März für das
Baufeld Haltern unter Tage Brillentragepflicht. Der Versuch läuft 2 Monate mit gutem Erfolg, so daß
anschließend das Tragen von Brillen im gesamten Untertagebereich des Bergwerks obligatorisch wird.
Ab dem laufenden Jahr werden nun auch die 80 Mitglieder der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr der Stadt
Oer-Erkenschwick im Auftrag und auf Rechnung der Ruhrkohle AG arbeitsmedizinisch von den Werksärzten Ulf
Bengtsson und Dr.med. Norbert Brosch betreut.
Der Recklinghäuser Radio-Regionalsender "FiV" (Funk im Vest) feiert am 11. März den 5. Jahrestag seines
Bestehens und bringt aus diesem Anlaß eine live-Sendung aus dem Füllort auf der 3. Sohle des Schachtes
Haltern 1.
"Mobile Arbeitsschutzausstellung" ist der Titel einer am 18. März an den Haltern-Schächten eröffneten
Wanderausstellung. Hier wird Wesentliches zum Thema Staub und Staubbekämpfung dargestellt. So auch
Geräte, Maschinen und Verfahren. Träger dieser gemeinsamen Aufgabe sind die Ruhrkohle Bergbau AG, die
Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, das Landesoberbergamt Nordrhein-Westfalen und die
Bergbauberufsgenossenschaft. Im August sieht man die Ausstellung dann auf den Anlagen Blumenthal 2/6 und
Haard.
Auf der 2. Sohle des Baufeldes Haard verwendet man am Schacht eine neue Umschlageinrichtung mit einer
Portaltechnik der Firma Klöckner Becorit für Langmaterial und Materialcontainer.
Im gleichen Baufeld wird beim Abbau des Flözes Ernestine der Blindschacht 11 durchfahren, der zu diesem
Zweck in diesem Bereich eisenfrei ausgebaut und teilverfüllt wird.
Im Berichtsjahr wird im Altfeld Blumenthal die Bergebrechanlage auf der 7. Sohle in der 4. Richtstrecke außer
Betrieb genommen. Die Anlage ist am 05. September 1966 angelaufen und hat so 30 Jahre lang ihre Pflicht
getan. Sie ersetzte damals den überalterten Bergebrecher im südlichen Ablauf des Schachtes 7 auf der 3.
Sohle. Nun besteht im Bereich des Altfeldes Blumenthal auf der 7. Sohle keine Notwendigkeit mehr, eine
Bergebrechanlage zu betreiben, zumal die C-Felder auslaufen.
Schüler aus Lübbenau im Spreewald organisieren im Mai im Lichthof der Anlage Ewald Fortsetzung 1/3 eine
Ausstellung zum Thema "Biosphären-Reservat Spreewald". Die Ausbildungsabteilung unterstützt diese
Aktivität. Analog zu dem 1993 erstmals durchgeführten PKW-Sicherheitstraining für Mitarbeiter findet Ende Mai
ein erstes Motorrad-Training statt.
Am 01. Juli wird im Baufeld Haltern in Flöz Hugo eine neuartige elektrohydraulische Strebsteuerung vom Typ
Z-ASIC der RAG-Automation GmbH (heute DBA) in Betrieb genommen. Diese ermöglicht erstmals auf
Blumenthal/Haard ein "dosiertes Hobeln". Bei diesem Verfahren gibt es kein "abschnittsweises Hobeln" mehr.
Der Hobel fährt stets durch. Das Rücken des Ausbaus erfolgt kontinuierlich und automatisch mit dem
Strebförderer und dessen Antrieben. In der Kohlenabfuhrstrecke überlappt der Stegkettenförderer das
nachfolgende Band um ca. 9 m und schafft so eine ausreichende Rückreserve. Das Hobeln wird auf die
Beladung der nachgeschalteten Fördermittel abgestimmt. Die Überwachung des Betriebsablaufs erfolgt vom
Strebsteuerstand über Tage aus.
Die Auffahrung von Abbaubegleitstrecken erfolgt durch zecheneigene Kolonnen oder durch Unternehmerfirmen.
Die derzeitige Ausrüstung für konventionell aufgefahrene Strecken sieht elektrohydraulische Bohr- und
Ladewagen vor, sowie die Verwendung von Arbeitsbühnen mit aktiver Vorpfändung des Kappendaches.
Letzteres bedeutet, daß die Ortsbrustsicherung an die Ortsbrust angedrückt wird, so daß zusätzliche
Vorfangschienen nicht mehr erforderlich sind.
Der Anteil der vollhinterfüllten Abbaustrecken wächst. Die Streckenquerschnitte liegen nun - bedingt durch den
zunehmenden Raumbedarf der größer werdenden Antriebe im Übergangsbereich Streb - Strecke - zwischen
19 m2 und 24 m2. Nur zur Erinnerung: Noch Mitte der 50er Jahre waren bei den Abbaustrecken Querschnitte in
der Größenordnung von 10 -12 m2 üblich.
Abbaustrecken, die doppelt genutzt werden sollen, werden zunehmend in "Ankerkombitechnik" aufgefahren.
Dabei ankert man das Hangende zusätzlich zwischen den Streckenbögen und kann damit den Abstand der
Bögen von 0,6 m auf 1,0 m erhöhen. Der Erstversuch läuft in Flöz Wasserfall im Baufeld B 1 Nord unterhalb der
9. Sohle. Die Zweitbenutzung der Strecke steht Ende 1997 an.
Im Baufeld Haltern ist auf der 3. Sohle im 2. Querschlag eine neue Ladestelle für Ortshaufwerk installiert. Hier
werden kohlehaltige Ortsberge in Muldenwagen geladen und über die Kohlenkippe in die Förderung gegeben.
Ortsberge ohne Kohlenanteil läd man in Bodenentleerer und bringt sie über den Skip in Schacht 8 zu Tage und
dann auf die dortige Bergehalde.
Beim Materialtransport mit Einschienenhängebahnen geht man neue Wege. Zwei Abbaustrecken werden von
nur einem EHB-System versorgt. Dabei führt man den Schienenstrang mit nur einem Seilsystem vom
Hauptantrieb in der Grundstrecke über den Flözberg zum Hilfsantrieb in der Kopfstrecke. Der sog. Mittelhaspel,
der die Bahn betreibt, steht im Flözberg, also etwa auf halber Länge nach beiden Seiten. Damit spart man eine
Haspelanlage ein.
Übrigens laufen im Berichtsjahr erstmals Haspelanlagen mit einer Zugkraft von 45 kN. Diese Häspel der Firma
Düsterloh in Sprockhövel haben gegenüber den 30 kN-Häspeln keine neue Technik, sondern nur einen
zusätzlichen Hydraulikmotor. Die Zugkrafterhöhung erfordert die Verwendung von Seilen mit einem
Durchmesser von 20 mm anstelle der bisher üblichen 16 mm-Seile.
Im Altfeld Blumenthal wird der Blindschacht 952 von seinen Transportfunktionen entbunden und fungiert künftig
nur noch für die Wetterführung zwischen der 9. und 7. Sohle.
Die Ausbildungsabteilung legt am 01. September 54 Jugendliche neu an.
Ab dem 25. September absolvieren 15 junge Mädchen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in
Recklinghausen/Süd einen dreitägigen "Schnupperkurs" in der Ausbildungsabteilung, wobei sie alle
Abteilungen durchlaufen.
Schließlich läd die Ausbildungsabteilung am 12. Oktober zu einem "Tag der offenen Tür" ein. Die Bevölkerung
soll wieder einmal einen Einblick in die Facharbeiterausbildung des Bergbaus nehmen können.
"Data Voice" wird eingeführt. Dies ist ein System, mit dem über einen Rechner (über Tage) alle
Transporteinheiten, Behälter und auch Rohrlieferungen auf ihrem Transport unter Tage verfolgt werden können.
Data Voice bietet für alle Anwendungsbereiche über und unter Tage, in denen solche Daten erfaßt und
weiterverarbeitet werden müssen, die entsprechende Schnittstelle.
Im Dezember tritt die zweite Novellierung der Umweltschutz-Richtlinie in Kraft. Diese gilt für den Bereich der
Ruhrkohle Bergbau AG.
Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest beginnt eine strenge Frostperiode, die bis über den Jahreswechsel
hinaus anhält. Bei Temperaturen bis zu -17°C friert die Wäsche in der Aufbereitung ein. Frostschäden legen
den Betrieb fast eine Woche lang still.
Der Leiter der Abteilung Arbeitsschutz und Ergonomie Norbert Zielniewicz wechselt am 30. März zum Bergwerk
Auguste Victoria nach Marl und übernimmt dort die Leitung der Ausbildungsabteilung. Sein bisheriger
Aufgabenbereich wird ab dem 01. April der Abteilung Sicherheit zugeordnet.
Die so erweiterte Abteilung trägt nun die Bezeichnung Arbeitssicherheit und Ergonomie (AE) und wird von
Dipl.-Ing. Bernd Spiekermann geleitet.
Am 01. Mai übernimmt Dipl.-Ing. Rolf Schellhase die Abteilung Betriebsorganisation von Dipl.-Ing. Peter
Jendreiko, dem die Leitung der neugeschaffenen Abteilung "BLIZ" (Blumenthaler Ideenzentrale) übertragen
wird. "BLIZ" soll dem betrieblichen Vorschlagswesen neue Impulse verleihen und ist eine Maßnahme im
Rahmen der 1994 ins Leben gerufenen Neuorganisation des Bergwerks unter dem Thema "Blumenthal/Haard
2000".
Wolfgang Grewe, Wilhelm Beermann
und Karl-Hans Gärtner v.l.
Unter dem Dach des vorgenannten Themas erfolgt im
Berichtsjahr auch die Einführung von "KAIZEN". Dieses Wort
bedeutet "Ständige Verbesserung in kleinen Schritten". Ein
festes "KAIZEN"-Team plant in sog. "Workshops" die
Organisation und Einrichtung von neuen oder Umorganisation
von bestehenden Streckenvortrieben und Streben. Auch die
Lösung von Problemen im Übertagebereich und der Logistik
gehören zum Aufgabenumfang. Das federführende Team holt
sich zu den "Workshops" jeweils Mitarbeiter aus den
Abteilungen, in denen die Aufgaben liegen. Nach der Planung
und dem Anlaufen werden die Betriebe weiter begleitet und
optimiert. Die Leitung von "KAIZEN" obliegt Dipl.-Ing. Thomas
Kolmhuber. Zu Anfang des Jahres beginnt man mit der
Vorstellung der Methode durch den Werksleiter. Im Mai wird
nach vorheriger Diskussion das KAIZEN-Institut in Frankfurt
als Unternehmensberater hinzugezogen. Dann erfolgt die
Schulung der Aufsichten. Im September kommt es schließlich
zur Gründung des "KAIZEN"-Teams. Am 07. Oktober läuft der
erste "Workshop" an. Dieser befaßt sich mit einem
konventionellen Streckenvortrieb. Ende des Jahres sind 3
"Workshops" durchgeführt.
Die Abteilung Materialwirtschaft leitet nun Dipl.-Ing. Klaus
Pirsig, der vorher Abteilungsleiter im Maschinenbetrieb unter
Tage war. Er wird damit auch Beauftragter für die Einführung
des SAP-Systems im Rahmen des RBAG-Projektes RATIO (Einkauf), das in den Zuständigkeitsbereich der
Abteilung Materialwirtschaft fällt.
Am 01. Juni übernimmt Dipl.-Ing. Oliver Häckel die Leitung der Abteilung AOD/EDVKoordinierung für den zur
Hauptverwaltung wechselnden Michael Kubos.
Am 01. Juli kommt Klaus Herrmann vom Bergwerk Minister Achenbach in Brambauer und wird Bereichsleiter
der Abteilung Kohlengewinnung. Er löst Dipl.-Ing. Markus Masuth ab, der zum Bergwerk Hugo in Gelsenkirchen
versetzt wird.
Am 30. September wechselt Stabsstellenleiter Dipl.-Ing. Rolf Zimmermann ins Privatleben. Dipl.-Ing. Dirk
Sonnenfeld übernimmt die Leitung der Stabsstelle. Er war bis dahin mit der Überwachung der bergmännischen
Unternehmerarbeiten auf dem Bergwerk betraut.
Die Leitung der Abteilung DBU/Bergmännische Unternehmerarbeiten liegt nun in den Händen von Dipl.-Ing.
Gerald Winkel.
Mitte Oktober verstirbt Horst-Walter Hoffmann im Alter von nur 66 Jahren. Der "Alt-Blumenthaler" hat den MGV,
den Werkschor des Bergwerks seit 1963 geleitet und durch viele Höhen und Tiefen geführt.
Im Mai feiern die Ruhrfestspiele 50-jähriges Jubiläum. Dabei zieht am 01. Mai eine große Bergparade vom
Rathaus zum Festspielhaus.
Bergleute von Blumenthal/Haard prägen über 5.000 Medaillen, auf denen ein Förderturm sowie die Aufschrift
"50 Jahre Kunst für Kohle - Kohle für Kunst" zu sehen sind. Über 120.000 Besucher feiern das Kultur-Volksfest
auf dem Grünen Hügel.
Das Ruhrfestspielhaus Recklinghausen soll künftig auch Tagungs- und Kongreßzentrum werden. Die
Umbaukosten sind auf 37,5 Mio DM veranschlagt. Dabei wird sich die Ruhrkohle wegen bestehender
Bergschäden am Gebäude und der Kanalisation mit rd.2,7 Mio DM beteiligen müssen. Die Vorbereitungen
laufen. Die Arbeiten sollen Anfang 1997 beginnen und im Herbst 1998 abgeschlossen sein.