Bei guter Wirtschaftslage nehmen weltweit viele Industrieländer wieder deutlich mehr Energie ab als in den
Vorjahren, nicht zuletzt bedingt durch die gute Beschäftigung der Stahlindustrie.In den Mehrverbrauch von rd.
300 Mio t SKE teilen sich das Mineralöl mit 115 Mio t SKE, das Erdgas mit 85 Mio t SKE, die Kohle mit 70 Mio
t SKE und die Kernkraft mit 30 Mio t SKE.
Unterstellt man eine Fortsetzung des Trends in den neunziger Jahren, so wäre im Jahr 2.000 mit einem
Weltenergiebedarf von über 15 Milliarden t SKE zu rechnen, also mit einer Zunahme von etwa 30% im
Vergleich zum Berichtsjahr. Daraus folgert man langfristig einen deutlichen Rückgang des bestehenden
Überangebots an Energie und sieht ein Umdenken im Verhalten der Abnehmer auf sparsameren Verbrauch
notwendig werden. Es ist aus gegenwärtiger Sicht damit zu rechnen, daß die fossilen Energieträger Öl, Erdgas
und Kohle, die fast 90% des
Weltenergiebedarfs decken, auch künftig den größten Teil des Bedarfszuwachses übernehmen müssen. Vor
diesem Hintergrund zeichnet sich ein Ende der niedrigen Energiepreise auf dem Weltmarkt mittelfristig ab. Bei
Koks- und Kraftwerkskohle erfolgten Preiserhöhungen bereits im Vorjahr.
Von dieser Entwicklung ist man allerdings in der Bundesrepublik Deutschland noch recht weit entfernt. In einem
Gespräch mit dem Bundeskanzler am 24. August muß der Steinkohlenbergbau weitere Kürzungen bei den
Kohlehilfen hinnehmen. Der Jahrhundertvertrag von 1980 wird bestätigt und eine Abnahmemenge von jährlich
40,9 Mio t Steinkohle für die Verstromung bis 1995 zugesichert.
Bis März 1990 soll eine Expertenkommission unter dem Vorsitz von Dr.Dr. h.c. mult. Paul Mikat für die Zeit
danach ein langfristiges Konzept für die Zukunft des Bergbaus erarbeiten.Der Kommission gehören die Herren
Dr. Friedhelm Gieske, Dr. Jochen Holzer, Werner Klump, Dr.Steffen Lorenz, Hans Matthöfer, Dr. Heinz
Reintges, Adolf Schmidt und Dr. Manfred Schüler an.
Die Europäische Gemeinschaft genehmigt am 30. März den bestehenden Hüttenvertrag bis 1997.
Die Ruhrkohle AG betreibt am Jahresende noch 19 Bergwerke. Die Förderung sinkt gemäß der
Kapazitätsanpassung auf 50,5 Mio tvF bei 8 Kurzarbeitstagen und 5 Blockfreischichten. Der Absatz liegt mit
51,5 Mio tvF über diesem Wert, unter Einbezug der Rückkäufe aus der Nationalen Kohlenreserve sogar bei
54,3 Mio tvF. Bei der Untertageleistung - sie liegt derzeit bei 4,763 tvF/MS - verzeichnet man seit 1983 eine
Steigerung von 2,6% im Jahresmittel.
Am 01. Januar überträgt der Eschweiler Bergwerksverein der Ruhrkohle AG die Aktienmehrheit am EBV und
die Betriebsführung der Bergwerksdirektion Westfalen "im Namen und für Rechnung des EBV".
Es erfolgt weiterhin die Zusammenfassung der Ruhrkohle-Umweltaktivitäten unter dem Dach der Ruhrkohle
Umwelt GmbH.
Zum Jahresanfang werden die Bergwerke Ewald und Schlägel & Eisen in Herten zum Verbundbergwerk
Ewald/Schlägel & Eisen zusammengeschlossen.
Die Kokerei Gneisenau in Dortmund stellt am 30. September die Produktion ein.
Im November laufen die Lohn- und Gehaltstarifverträge aus. Die neuen Verträge sehen eine Pauschalzahlung
von 100 DM für den Monat Dezember und danach eine eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 3,05% bei einer
Laufzeit von 13 Monaten vor. Erstmals gibt es für die Arbeiter und Angestellten des Steinkohlenbergbaus einen
gemeinsamen Manteltarifvertrag.
Am 28. Oktober verstirbt der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Ruhrkohle AG, Dr.-Ing. e.h. Rudolf von
Bennigsen-Foerder. Sein Nachfolger wird der Vorsitzende der VEBA AG, Dipl.Kfm. Klaus Piltz, der das Amt
am 04. Dezember antritt.
Das Bergwerk General Blumenthal verzeichnet bei überproportional hohem Anstieg der Kosten erstmals
wieder ein negatives buchmäßiges Betriebsergebnis.
Die Ausbildungsabteilung stellt vom 20. bis zum 28. Mai in der Ausstellung "Haltern am See" die
Haltern-Schächte vor. Im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt Haltern gibt es einen Informations- Pavillon, der
mit Schautafeln ausgestattet ist, die u.a. die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten bei der Ruhrkohle AG und auf
dem Bergwerk General Blumenthal darstellen. Eine Computerschaltung zum Untertagebetrieb der
Haltern-Schächte findet viel Beachtung.
Am 30. Juli erteilt die Bergbehörde die Erlaubnis zum Betrieb von Pendelzügen für die Produktenförderung auf
der 3. Sohle des Baufeldes Haltern. Die Einheiten bestehen aus 8 Großraumwagen und je einer EGL 80-Lok
der Firma DIEMA am Anfang und Ende des Zuges.
Wieder erhalten "Bergfremde" die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, wie ein modernes Bergwerk mit
seiner Technik heute aussieht. Am 05. und 06. August gibt es an den Haltern-Schächten erneut "Tag der
offenen Tür". Wie groß das öffentliche Interesse an einer solchen Veranstaltung ist, hat man im Jahr der
Einweihung gesehen und so setzt man gleich zwei Tage an - eine richtige Entscheidung. Auch diesmal ist der
Zuspruch gewaltig. Es kommen etwa 10.000 Besucher, von denen rd. 7.000 anfahren und auf der 3. Sohle
Füllort, Bahnhof, Akku-Laderaum und Lokwerkstatt besichtigen. Eine gelungene Werbung für den Bergbau.
Am 01. August legt das Bergwerk 140 Auszubildende neu an, davon je 50 Bergmechaniker und
Industriemechaniker. Weitere 60 Auszubildende werden im Rahmen der "Zukunftsinitiative Montan-Region
(ZIM)" angelegt. Diese allerdings nur über Tage. ZIM ist eine Maßnahme der Industrie- und Handelskammer in
Verbindung mit dem Arbeitsamt. Bei den letztgenannten Auszubildenden ist erstmals ein Mädchen dabei, die
16-jährige Realschülerin Carmen Markowski aus Herne. Sie wird als Energieelektronikerin ausgebildet.
Verteilt auf die 4 Lehrjahre stehen am 01. November 435 Jugendliche in der Ausbildung. Dazu kommen 92
Jugendliche im Rahmen des ZIM-Programms und 18 in berufsvorbereitenden Maßnahmen.
Ende August führt man ein "Arbeits-Sicherheits-Informations-System" (ASIS) auf einem Computer ein. Zweck
ist die Erstellung einer Datenbank für Unfallstatistiken. In dieser Datei sollen künftig alle Unfalldaten sowie die
aus den Unfällen resultierenden Kosten und Folgekosten für das Bergwerk gespeichert werden.
Im September beginnt man über Tage mit der Einrichtung von Hobelsteuerständen, ausgerüstet mit einer
speicherprogrammierbaren Steuerung und der Übertragung und Darstellung von aktuellen Daten aus den
laufenden Betrieben über den Betriebswartenrechner. Bereits in den Jahren vorher hat man unter Tage
Steuerstände vom Streb weg in die mittelbare Nähe des Strebs verlegt.
Hohe Ehre wird dem Bergwerk im gleichen Monat zuteil. Für die gelungene Architektur und die
umweltfreundliche Einbettung des Anschlußbergwerks Haltern 1/2 in das Naherholungsgebiet "Die Haard"
erhält das Bergwerk General Blumenthal die Bronzemedaille im Bundeswettbewerb "Industrie, Handel und
Handwerk im Städtebau".
Hier möge man sich an das Ende der 70er Jahre erinnern, als einige Gruppen - so auch die "Grünen" - im
Projekt Haltern 1/2 die Zerstörung der Haard sahen und das auch in nachhaltiger Weise zum Ausdruck
brachten. Heute bestätigt die öffentliche Auszeichnung eindrucksvoll den Wert der geleisteten Arbeit.
Bei der Staubbindung unter Tage hat das Pastenverfahren einen beachtlichen technischen Stand erreicht. Im
Baufeld Haltern wird nun im September die Pastenarbeit durch Einbau von Druckwächtern an den
Druckerhöhungspumpen unter Tage automatisiert. Wird vor Ort ein Ventil geschlossen, schalten sich die
Pumpen selbsttätig ab.
Im Berichtsjahr werden übrigens an Haltern 1/2 das Kauengebäude und der Parkplatz erweitert.
Am 06. November arrangiert die Sicherheitsabteilung die Durchführung eines 1. Seminars zum Thema
"Arbeitssicherheit als Führungsaufgabe" mit eigenen Lehrgangsmoderatoren.
Zum Ende des Jahres wird das Baufeld C II aufgegeben. Der letzte Abbau ist dort 1986 in Flöz Dickebank
gelaufen.
Bei der Lagerstättenaufklärung ist es auf General Blumenthal erstmals möglich, vertikale Bohrungen in einer
gewünschten Teufe in die Horizontale abzulenken und dann flache Seilkernbohrungen anzusetzen. Das
Verfahren ist allerdings noch nicht betriebsreif.
Für den Aufschluß des Baufeldes B 1 Süd unterhalb der 7. Sohle nehmen erste Planungsüberlegungen Gestalt
an. Dieses Baufeld soll ab 1998 die dann erschöpften Vorräte im Baufeld C III und ab dem Jahr 2.000 auch die
des Baufeldes B 1 Nord ersetzen. Der Abbau der unteren Fettkohle im Baufeld B 1 Nord erfolgt bereits als
großflächiger Unterwerksbau, der sich in den nächsten Jahren weiter bis in das Niveau der 11.Sohle (-1.150 m)
hinziehen wird. Der Unterwerksbau ist unter diesen Bedingungen mit erheblichen bergbehördlichen Auflagen
verbunden. Der mehrfach gebrochene Transportweg von der 7. Sohle bis zum Abbau bedeutet lange
Fahrzeiten für die Bergleute und hohen Schichtenaufwand beim Materialtransport. Außerdem bringt die fallende
Wetterführung schwierige klimatische Bedingungen mit sich.
Das Baufeld B 1 Süd soll dagegen auf Oberwerksbau zugeschnitten werden, der die vorgenannten Nachteile
ausschließt. Dazu ist das Tieferteufen des zentralen Materialschachtes General Blumenthal 6 von der 7. Sohle
(-700 m) bis zur 11. Sohle (-1.150 m) erforderlich.
Über den Schacht 6 soll dann auch nach Abschluß der Arbeiten die Seilfahrt zu den unterhalb der 7. Sohle
gelegenen Sohlen komplett abgewickelt werden wie auch der Materialtransport. Dieses Konzept bewirkt zudem
eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur im Baufeld B 1 Nord.
Im Berichtsjahr erfolgt die Übernahme von 200 Mitarbeitern des Bergwerks Minister Achenbach in Brambauer,
dessen Stillegung für 1992 geplant ist. Auch vom Bergwerk Westfalen in Ahlen, das voraussichtlich noch bis zur
Jahrtausendwende fördern wird, kommen 126 Mitarbeiter.
Am 01. Juni übernimmt Frau Dr.med. Ingrid Nielsen zusätzlich zu Ulf Bengtsson die werksärztliche Betreuung
der Belegschaft auf General Blumenthal. Das fordert das Gesetz, welches vorschreibt, daß ab einer
Belegschaftszahl von 2.200 Mitarbeitern ein zweiter Werksarzt bzw. eine zweite Werksärztin eingestellt werden
muß. Auch die Röntgenverordnung wird verschärft und schreibt nun auch für unsere mit Röntgenarbeiten
betrauten Heilgehilfen einen 3-monatigen Kurs mit Prüfung als Röntgenassistent vor der Ärztekammer Lippe
vor. Zweimal wöchentlich führt Dr.med. Wolfgang Nobis - er ist Oberarzt im Knappschaftskrankenhaus
Recklinghausen - auf der Anlage 2/6 eine Ambulanzsprechstunde durch.
Am 30. Juni geht Fahrsteiger Armin Schneider in den Ruhestand. Er übergibt die Abteilung Betriebsstudien und
Gedingewesen an Dipl.-Ing. Jörg Pötsch.
Dipl.-Ing. Walter Feckler, Leiter der Stabsstelle seit 1981, geht am 31. Dezember in den Ruhestand. Er verlegt
seinen Wohnsitz von Gelsenkirchen in die Gegend von Neuwied (Rheinland-Pfalz).
Die Stabsstelle liegt nun in den Händen von Dipl.-Ing. Rolf Zimmermann.